Führerschein mit 16 – alle Infos auf einen Blick

Die Ampelkoalition will den Führerschein mit 16 möglich machen. Doch wie genau ist der aktuelle Stand?

Die Bevölkerung ist nicht für den Führerschein mit 16

Der Autoführerschein mit 16 – das soll in Deutschland möglicherweise schon bald Realität werden. So wünscht es sich zumindest die Bundesregierung. Das Mindestalter zum Erwerb des Pkw-Führerscheins soll demnach um ein weiteres Jahr fallen – von bislang 17 auf dann 16. Das ist auch im Koalitionsvertrag fixiert.

Interessanterweise ist das deutsche Volk von dieser Idee gar nicht so begeistert. Eine Umfrage der Versicherung HUK-Coburg ergab zuletzt im Sommer 2022, dass nur 34 Prozent der Befragten für den Plan sind. 54 Prozent hingegen, also mehr als die Hälfte, lehnen ihn ab.

Führerschein mit 17 ist schon lange ein Erfolgsmodell

Dabei sind die Erfahrung mit dem sogenannten "begleiteten Fahren" eigentlich gut. Das ist nämlich bereits seit Jahren für Jugendliche ab 17 möglich. Ab 2005 setzten es zunächst einzelne Bundesländer um, seit 2011 ist das "Begleitete Fahren ab 17" gesetzlich auch im Straßenverkehrsgesetz verankert. Konkret bedeutet das: Man kann nun auch bereits mit 17 den Führerschein der Klassen B und BE machen. Dem dafür zu stellenden Antrag müssen die Erziehungsberechtigten des Fahrschülers zustimmen. Die Fahrausbildung selbst erfolgt dann ganz normal in der Fahrschule. Bislang kann man sich frühstens 6 Monate vor dem 17. Geburtstag zur Fahrausbildung anmelden.

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Wie sind bisher die Voraussetzungen für die Prüfbescheinigung?

Ist die Prüfung bestanden, darf bis zum 18. Geburtstag das Auto jedoch nur in Begleitung bewegt werden. Die betreffende Begleitperson muss außerdem mindestens 30 Jahre alt sein, seit mindestens 5 Jahren den Pkw-Führerschein haben, nicht mehr als einen Punkt in Flensburg vorweisen sowie namentlich in der Prüfbescheinigung eingetragen werden. Man kann hier auch mehrere Begleitpersonen eintragen lassen bzw. die Namen später noch erweitern lassen.

Die Begleitperson darf grundsätzlich im Auto sowohl hinten als auch vorne sitzen, aber nicht aktiv ins Fahrgeschehen eingreifen. Sie hat vielmehr die Funktion eines Ansprechpartners und darf daher auch bei einem Alkoholspiegel von mehr als 0,5 Promille den Fahranfänger in diesem Zustand nicht begleiten. Die Prüfbescheinigung selbst, die man bis zum 18. Geburtstag bekommt, muss der junge Fahrer hinterm Steuer immer dabei haben und sich zusätzlich via Personalausweis oder Pass auch mit Foto ausweisen können. Mit Ausnahme von Österreich darf man mit dieser Prüfbescheinigung nur in Deutschland hinters Steuer.

Frühe Fahrpraxis kann Unfallgefahr senken

Da die Anzahl der jungen Autofahrer, die verunglücken, laut einer Studie der ADAC-Unfallforschung seit 2007 um fast ein Drittel gesunken ist, scheint sich der Plan, Jugendlichen frühzeitig die Gefahren des Straßenverkehrs zu vermitteln, durchaus bewährt zu haben. Dafür spricht vor allem, dass Fahranfänger, die mit einer erwachsenen Begleitperson unterwegs sind, aktuell bereits rund drei Mal so viele Kilometer Erfahrung im Straßenverkehr zurücklegen wie ein vergleichbarer volljähriger Fahranfänger in seinen Fahrstunden. Und diese Fahrpraxis kann Unfallgefahren senken helfen. Denn neben Leichtsinn ist mangelnde Fahrroutine der führende Grund für Unfälle.

Das begleitete Fahren würde beim Führerschein mit 16 nun ein Jahr früher möglich werden. Voraussetzung dafür ist allerdings zunächst, dass eine entsprechende Öffnungsklausel in die EU-Führerscheinrichtlinie, die aktuell überarbeitet wird, übernommen wird. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums sind erste Gespräche dazu gut verlaufen. Noch im Herbst 2022 wolle die EU-Kommission dazu einen Änderungsvorschlag vorlegen. Läuft hier alles glatt, ist der Führerschein mit 16 bereits 2023 möglich.

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